Botulinum-Therapie hat eine spannende Geschichte, die eng mit dem Ehepaar Dr. Alan Scott und Dr. Jean Carruthers verbunden ist.
Ihre gemeinsame Arbeit und Entdeckungen haben dazu beigetragen, die Anwendung von Botulinumtoxin in der Medizin zu revolutionieren.
Dr. Alan Scott, ein amerikanischer Augenarzt, war in den 1970er Jahren auf der Suche nach einer Lösung für Strabismus, eine Erkrankung, die zu einer unkontrollierten Augenbewegung führt. Im Jahr 1978 entwickelte er eine Theorie, dass Botulinumtoxin-Injektionen die Muskeln entspannen und so die Augenbewegungen bei Strabismus kontrollieren könnten. Er führte Experimente an Affen durch und stellte fest, dass Botulinumtoxin die gewünschte Wirkung hatte.
Währenddessen arbeitete Dr. Jean Carruthers, eine kanadische Dermatologin, mit Patienten, die an Blepharospasmus (unwillkürliche Lidzuckungen) litten. Sie war auf der Suche nach einer nicht-chirurgischen Lösung für das Problem und stieß auf Dr. Scotts Arbeit mit Botulinumtoxin. Sie beschloss, seine Methode bei ihren Patienten auszuprobieren und bemerkte, dass Botulinumtoxin nicht nur die Lidzuckungen reduzierte, sondern auch die Falten um die Augen herum glättete.
Dr. Scott und Dr. Carruthers erkannten das enorme Potenzial der Botulinum-Therapie in der ästhetischen Medizin und begannen gemeinsam zu forschen. Im Jahr 1987 veröffentlichten sie ihre bahnbrechende Studie über die Verwendung von Botulinumtoxin zur Behandlung von Falten. Dies war die erste wissenschaftliche Veröffentlichung, die die ästhetischen Vorteile von Botulinumtoxin hervorhob.
Ihre Entdeckung führte zu einem Paradigmenwechsel in der ästhetischen Medizin. Botulinumtoxin-Injektionen wurden zu einer der beliebtesten nicht-chirurgischen Behandlungen für Falten und zur Glättung der Haut. Die Behandlung wurde unter dem Namen „Botox“ bekannt, der auf den Markennamen des kommerziell erhältlichen Botulinumtoxins von Allergan zurückgeht.
Das Ehepaar Scott und Carruthers setzte ihre Arbeit fort und engagierte sich auch in der Ausbildung von Ärzten und der Erforschung weiterer Anwendungsbereiche von Botulinumtoxin. Heute wird Botulinumtoxin nicht nur zur Behandlung von Falten eingesetzt, sondern auch zur Linderung verschiedener medizinischer Probleme wie übermäßigem Schwitzen, Muskelkrämpfen und Migräne.
Die Arbeit von Dr. Alan Scott und Dr. Jean Carruthers hat die medizinische Landschaft nachhaltig verändert und Millionen von Menschen weltweit von den Vorteilen der Botulinum-Therapie profitieren lassen. Ihre gemeinsamen Bemühungen haben ihnen internationale Anerkennung eingebracht und ihr Beitrag zur Entwicklung der ästhetischen Medizin ist von unschätzbarem Wert.
Dr. med. univ. Görkem Atalay
Facharzt für Plastische Chirurgie
Neumarkt 36-38 50667 Köln
Quellenverzeichnis:
1. Scott, A. B. (1980). Botulinum toxin injection into extraocular muscles as an alternative to strabismus surgery. Ophthalmology, 87(10), 1044-1049.
2. Carruthers, J. D., & Carruthers, A. (1992). Treatment of glabellar frown lines with C. botulinum-A exotoxin. Journal of dermatologic surgery and oncology, 18(1), 17-21.
3. Carruthers, J. D., & Carruthers, A. (2001). Botulinum toxin in the field of dermatology: past, present, and future perspectives. Journal of cutaneous medicine and surgery, 5(4), 295-300.
4. Frevert, J. (2009). Content of botulinum neurotoxin in Botox®/Vistabel®, Dysport®/Azzalure®, and Xeomin®/Bocouture®. Drugs in R&D, 10(2), 67-73.
5. Dover, J. S., & Monheit, G. D. (2001). Botulinum toxin type A: a treatment for facial lines and wrinkles. Dermatologic Surgery, 27(4), 379-383.
6. Blitzer, A., Binder, W. J., & Aviv, J. E. (2002). The management of hyperfunctional facial lines with botulinum toxin. Aesthetic Surgery Journal, 22(3), 255-261.
7. Klein, A. W. (2006). Complications and adverse reactions with the use of botulinum toxin. Seminars in cutaneous medicine and surgery, 25(2), 123-128.
8. Hexsel, D., Dal’forno, T., Hexsel, C., & Do Prado, D. (2010). Long-term follow-up of side effects of intradermal botulinum toxin type A for facial rejuvenation and hyperhidrosis. Dermatologic Surgery, 36(Supplement 4), 2159-2163.