Wie die Hautkrebszellen das Immunsystem aus­schal­ten

Mainz – Einen neuen Mechanismus, mittels dessen sich die Hautkrebszellen dem Angriff des Immunsystems entziehen können, haben Mainzer Wissenschaftler um Toszka Bohn, Steffen Rapp und Tobias Bopp entdeckt. Ihre Arbeit ist im Fachmagazin Nature Immunology erschienen (2018; doi: 10.1038/s41590-018-0226-8).

Die Forscher konnten im Tiermodell und durch Analyse menschlicher Gewebeproben, die maßgebliche Rolle eines Proteins namens „inducible cAMP early repressor“ (ICER) nachweisen und zeigen, dass bei Abwesenheit von ICER der Tumor langsamer wächst.

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„Wir konnten zeigen, dass vor allem Melanome eine sehr hohe Stoffwechselrate besitzen, wodurch es zu einer starken Ansäuerung der Tumorumgebung kommt“, erläuterte Bopp, Sprecher des Forschungszentrums für Immuntherapie (FZI). Dieses saure Mikromilieu des Tumors führe dazu, dass sich Makrophagen, die in den Tumor eingewandert sind, zu einem spezifischen Subtyp antiinflammatorischer Makrophagen entwickeln, den M2-Makrophagen.

Normalerweise beteiligen sich M2-Makrophagen an Wundheilungsprozessen und am Wiederaufbau verletzten Gewebes. Diese Eigenschaften kommen jetzt jedoch dem Tumor zugute, wodurch dieser weiter wachsen kann. Durch genauere Analyse des Mechanismus konnten die Forscher zeigen, dass an der Makrophagen-Entwicklung hin zum M2-Subtyp ein bestimmtes Protein, eben ICER, maßgeblich beteiligt ist.

„Im Tiermodell konnten wir weiter nachweisen, dass sich die Immunantwort auf Tumo­ren verbessert beziehungsweise das Wachstum von Krebs ver­langsamt, wenn wir ICER eliminieren oder den dazu­gehörigen Signalweg unterbrechen“, erklärte Bohn, Wissenschaftlerin am Institut für Immunologie der Universitätsmedizin Mainz.

Das Protein ICER, an dem die Mainzer Wissenschaftler forschen, steht im Mittelpunkt eines von 18 Teilprojekten des in diesem Jahr gestarteten neuen Sonderforschungs­bereiches 1292 „Gezielte Beeinflussung von konvergierenden Mechanismen ineffizienter Immunität bei Tumorerkrankungen und chronischen Infektionen“.

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Quelle: aerzteblatt.de