Antibiotika-Resistenzen, Gene werden unter Bakterien sehr schnell ausgetauscht

Resistenzen breiten sich unter Bakterien schnell aus, weil die verantwortlichen Gene auf kleinen DNA-Ringen, den Plasmiden, liegen. Diese geben die Bakterien rasch weiter.

Auch können Bakteriophagen – Viren, die speziell die Einzeller befallen – Resistenzen weitertragen: Gelegentlich werden Gene aus den Bakterien mit in die Virushülle verpackt. Bei der Infektion gelangen sie dann in weitere Einzeller. Die Resistenzen können unterschiedlich wirken:
Ursache für die Widerstandsfähigkeit sind Mutationen im Erbgut der Bakterien: Dadurch wird einer von Milliarden Erregern zufällig gegen ein Antibiotikum resistent. Dieses Bakterium kann nun im Gegensatz zu seinen Artgenossen überleben und sich umso stärker ausbreiten. Durch die massenhafte Anwendung von Antibiotika wird diese Auslese beschleunigt. Die Abwehrgene können auch auf andere Bakteriengruppen übertragen werden.
Diese resistenten Bakterien können Medikamente auf verschiedene Weise unwirksam machen: Einige spalten die Substanzen einfach auf, andere legen sich eine so starke Hülle zu, dass die Wirkstoffe der Medikamente nicht mehr in den Mikroorganismus eindringen können. Außerdem können Bakterien ihre Rezeptoren, an denen Antibiotika angreifen, verändern. Das Antibiotikum hat dann keine Andockstelle mehr und ist ebenfalls unwirksam.

Verschiedene Strategien gegen Antibiotika

Antibiotika wirken auf unterschiedliche Weise. Manche hemmen den Aufbau der Bakterienzellwand, andere Enzyme. Je nach Wirkprinzip werden sie verschiedenen Klassen zugeordnet. Mehr als 20 Antibiotika- Klassen gibt es, unter anderem Glycopeptide, Makrolide oder Sulfonamide. Das Problem: Ist ein Bakterium gegen ein Antibiotikum immun geworden, helfen oft auch andere Mittel derselben Klasse nicht mehr.

Das erste Antibiotikum entdeckte der Bakteriologe Alexander Fleming 1928 im Schimmelpilz Penicillium notatum. Das Penicillin hemmt die Vermehrung von Staphylokokken und verschiedener anderer Erreger.

 

„Es ist wenig überraschend, dass Bakterien seit der Entdeckung von Antibiotika immer schneller neue Resistenzen bilden“, erklärte Prof. Dr. Rolf Müller vom Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) gegenüber dem Ärzteblatt. Mit jedem Mal, mit dem diese potenten Medikamente verwendet werden, können sich resistente Bakterien vermehren: Schließlich sind sie am besten an dieses Umfeld angepasst. Sie überleben und können von einer Person auf die nächste übertragen werden.

Antibiotika sollten daher nur dann eingesetzt werden, wenn sie wirklich notwendig sind – also z.B. nicht bei viralen Infekten wie einer Grippe. Ansonsten drohen die einst als „Wunderwaffe“ betitelten Medikamente zunehmend wirkungslos zu werden. Schon einfache bakterielle Infektionskrankheiten können dann zu einer Lebensgefahr werden.