
Das Mammakarzinom ist ein maligner Tumor, der vom Epithel der Drüsenläppchen oder der Milchgänge ausgeht.
Mit etwa 1 Mio. Neuerkrankungen pro Jahr ist das Mammakarzinom weltweit der häufigste bösartige Tumor der Frau. In Deutschland treten jährlich ca. 60.000 Neuerkrankungen bei Frauen und 400 bei Männern auf, und es erkrankt etwa jede 8.–10. Frau im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom (Schulz et al. 2002).
Epidemiologie des Mammakarzinoms
Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 62 Jahren. Die Wahrscheinlichkeit, an einem Mammakarzinom zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter auf 12%. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes starben in Deutschland 2005 knapp 17.500 Frauen an Brustkrebs. 1998 war jede 4. weibliche Tumorneuerkrankung ein Mammakarzinom in Deutschland. Das bedeutet jährlich ca. 110 Neuerkrankte und 41 Todesfälle pro 100.000 Frauen (Statistisches Bundesamt 2007). Insbesondere in der Altersgruppe der 35- bis 60-Jährigen ist das Mammakarzinom die häufigste tödliche Tumorerkrankung der westlichen Welt.
Insgesamt ist die Mortalität in den letzten Jahren um 25% gesunken, weil mit stetig verbesserter Diagnostik und gezielter Therapie das Behandlungskonzept ausgereifter geworden ist und zu besseren Überlebensprognosen führt. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt im Schittn 76%, die 10-Jahres-Überlebensrate 60%.
Die Ursachen des Mammakarzinoms
Die Ätiologie des Mammakarzinoms ist unbekannt. Es werden endogene und exogene Einflüsse für seine Entstehung diskutiert. Die Risikofaktoren sind nicht gänzlich geklärt. In der Literatur trifft man verschiedene Einflüsse auf die Risikoerhöhung:
- postmenopausale Adipositas 2-3 fache Risikoerhöhung
- nachgewiesene Mastopathien ohne zellüläre Atypien 1-1,5 fache Erhöhung mit Atypien 2-10 fache Erhöhung
- Alkoholkonsum über 20 g Ethanol pro Tag 1,5 – 2 fache Erhöhung
- Karzinom der kontralateralen Brust >10 fache Erhöhung
- BRCA-Gen positive Familienangehörige 2- >10 fache Erhöhung
- Frühe Menarche und späte Menopause 1 – 2 fache Erhöhung
- Hohe Östrogenbehandlung in der Menopause 1- 3 fache Erhöhung
- Erster Para (erste Geburt) über 30 Jahre 3 fache Erhöhung
- Nonpara (keine Geburt) 1,5 – 2,5 fache Erhöhung
- Unklare Risikofaktoren : fettreiche Ernährung, Rauchen, erhöhtes Alter, ionisierende Strahlung, Virusgenese, Kontrazeptiva, Störung des Östrogen-Gestagen-Verhältnisses
BRCA-Gen/Breast Cancer Gene
Mit dem BRCA1-Gen (»breast cancer gene«) auf Chromosom 17 q und dem BRCA2-Gen auf Chromosom 13q sind zwei Tumorsuppressor-Gene bekannt. Eine Mutation führt zu einem um 55–80% erhöhten Risiko, an Brustkrebs zu erkranken und zu einem um 15–65% erhöhten Risiko für ein Ovarialkarzinom. Bei positiver Familienanamnese kann in 80% der Fälle eine Mutation dieser Suppressorgene festgestellt werden. Mutationsträgerinnen haben zudem ein erhöhtes Risiko von 35–60%, innerhalb von 10 Jahren ein kontralaterales Mammakarzinom zu entwickeln (Metcalfe et al. 2005; Robson et al. 2005).
Die Therapie des BRCA-assoziierten Karzinoms richtet sich nach der Leitlinie zur Behandlung des sporadischen Karzinoms. In mehreren Studien wurde gezeigt, dass die prophylaktische bilaterale Mastektomie bei gesunden Frauen die Inzidenz und Mortalitat BRCA-assoziierter Mammakarzinome reduziert (Hartmann et al. 2001; Lostumbo et al. 2004; Meijers-Heijboer et al. 2001; Rebbeck et al. 2004).
Für bereits erkrankte Frauen liegen jedoch derzeit nur unzureichende Daten vor. Während die bilaterale Mastektomie die Inzidenz für ein Zweitkarzinom der Brust reduziert, konnte bisher kein Effekt auf die Gesamtüberlebenszeit belegt werden (Lostumbo et al. 2004; van Sprundel et al. 2005).
Eine bilaterale Ovarektomie kann zur Reduktion des Zweitkarzinomrisikos der Brust und der Eierstöcke durchgeführt werden. Ein Überlebensvorteil ist bisher ebenfalls nicht belegt (Metcalfe et al. 2004, 2005).
Die genaue Pathogenese des Mammakarzinoms ist unklar, sie erfolgt biphasisch über intraeptheliale nichtinvasive Tumorstadien (LCIS-lobuläres carcinoma in situ, DCIS-ductales carcinoma in situ), die nach einer gewissen Latenz in eine invasive Form übergehen. Der Urspruch des entstandenen Tumors, ob dieser aus normalen Epithelzellen oder bestehenden atypischen Hyperplasien entarten ist unklar.
Eine unphysiologisch hohe Hormonsubstitution über mehr als 5 Jahre führt abhängig von der Dosishöhe und der Einnahmezeit zu einem gesteigerten Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken. Nach Absetzen der Hormontherapie sinkt das Risiko wieder.