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Rheuma und Ernährung

Hinter der Diagnose Rheuma stehen unterschiedliche Erkrankungen, die die Gelenke betreffen. Die richtige Ernährung ist ein wichtiges Element der Behandlung von Rheumapatienten – alle können von einer Ernährungsumstellung profitieren. Sie haben deutlich weniger Beschwerden und können ihre Medikamentendosis reduzieren.

Was ist Rheuma?

Rheuma ist der Überbegriff für eine Vielzahl von rheumatischen Erkrankungen, die circa 400 unterschiedliche Ausprägungen und verschiedene Krankheitsverläufe aufzeigen. Kinder und Jugendliche sind ebenso davon betroffen wie jüngere Erwachsene und Ältere. Die Weltgesundheitsorganisation definiert Rheuma als eine Vielzahl an Erkrankungen, denen gemein ist, dass sie an den Bewegungsorganen (Gelenken) auftreten, fast immer mit Schmerzen einhergehen und häufig auch mit Bewegungseinschränkungen verbunden sind. Dazu zählen hauptsächlich

  • entzündlich-rheumatische Erkrankungen (z.B. rheumatoide Arthritis),
  • degenerativen Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen (z.B. Arthrose),
  • Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden (z.B. Gicht),
  • weichteilrheumatische Erkrankungen (z.B. Fibromyalgie).

Rheumatoide Arthritis ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung der Gelenke. Die dauerhafte Entzündung führt zur Schädigung und Zerstörung der Gelenkinnenhaut und der umliegenden Strukturen wie Knorpel, Knochen und Weichteilgewebe. Entzündungsfördernde Botenstoffe, wie Zytokine und Eicosanoide, halten den Entzündungsprozess in Gang. Eicosanoide werden im Körper aus Arachidonsäure gebildet, die größtenteils durch die Nahrung aufgenommen wird. Arachidonsäure ist nur in tierischen Lebensmitteln enthalten, nicht in pflanzlichen.

Arthrose ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung. Bei dieser rheumathischen Erkrankung verschleißt der Knorpel an den Gelenken, die schützende Schicht geht verloren und das führt dazu, dass die Knochen aneinander reiben. Betroffenen haben oft große Schmerzen. Das Gelenk wird steifer und ist infolge auch weniger beweglich. Knorpelabbau führt zu einer Entzündung des umliegenden Gewebes. Bindegewebe und Muskulatur leiden darunter, häufig wird eine Schonhaltung eingenommen, sodass wiederum andere Gelenke stärker belastet werden. Arthrose gilt als eine degenerative Gelenkerkrankung. Praktisch alle Gelenke können betroffen sein. Häufig tritt eine Arthrose an Knie, Hüfte, Schultergelenken, Händen und Fingern sowie an den Füßen auf. http://gty.im/123534572

Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung – genauer eine Purin-Stoffwechselerkrankung. Purine kommen in Lebensmitteln vor, insbesondere in Fleisch, Wurst und Innereien. Auch im menschlichen Körper selbst sind sie vorhanden und zwar als Bestandteil von Zellen. Wenn Zellen nun zerfallen oder abgebaut werden, werden vermehrt Purine freigesetzt. Purine werden normalerweise zu Harnsäure abgebaut und über die Nieren ausgeschieden. Bei Gicht sammelt sich zu viel Harnsäure im Blut an, sodass Harnsäure-Ablagerungen entstehen. Das sind kleine Harnsäure-Kristalle, die sich in der Gelenkhaut bilden. Wer eine große Menge an Purinen kontinuierlich mit der Nahrung zu sich nimmt, kann bei entsprechender Disposition an Gicht erkranken. Daher spielt eine Ernährungsumstellung auf purinarme Speisen eine wichtige Rolle bei der Behandlung der Erkrankung. Eine unbehandelte Gichterkrankung kann zu einem Nierenversagen führen. Die Schmerzattacken von Gicht-Betroffenen treten meist nachts oder in den frühen Morgenstunden auf, und sind meist sehr schwer. Das kranke Gelenk ist typischerweise extrem berührungsempfindlich und bewegungsschmerzhaft. Es ist außerdem geschwollen, gerötet oder bläulich verfärbt und heiß. Der allererste Gichtanfall äußert sich meist mit heftigen Gelenkschmerzen in der großen Zehe. Mediziner sprechen von Podagra. Andere Gelenke, die ebenfalls oft befallen werden, sind Mittelfußgelenke, Sprung- und Kniegelenke, sowie Daumengrundgelenke. Etwa 80 Prozent der Gichtpatienten sind Männer. Die Krankheit bricht meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr aus. Die richtige Ernährung, eine gesunde Lebensweise und Medikamente helfen die Harnsäurewerte zu senken und so Gichtattacken vorzubeugen. http://gty.im/476850233

Rheuma ist nicht heilbar – allerdings können die richtige Ernährung und gezielte Physiotherapie den Erkrankungsverlauf positiv beeinflussen. Sinnvoll is es die Ernährung direkt nach der Diagnose und der medikamentösen Einstellung mit dem behandelnden Arzt anzupassen. Eine Ernährungsberatung ist anfangs auch sehr hilfreich. Ein bisschen Geduld muss man haben: der Effekt der Ernährungstherapie setzt etwa erst nach drei Monaten ein.

Ernährung bei Rheumatoider Arthritis

Die Ernährungstherapie ist eine bedeutsame Ergänzung der medikamentösen Therapie und sollte gleichzeitig mit ihr begonnen werden. Grundlage bildet eine vegetarische Ernährung mit viel Gemüse und Obst sowie dem täglichen Verzehr von fettreduzierter Milch und fettreduzierten Milchprodukten. Zahlreiche Studien belegen, dass sich bei vegetarischer Ernährung die morgendliche Unbeweglichkeit, die Zahl der geschwollenen Gelenke, Schmerzen sowie zum Teil auch die Entzündungswerte im Blut verringern. Die rheumatoide Arthritis führt zu einem erhöhten Risiko für Osteoporose (Knochenschwund). Daher spielen fettarme Milch und Milchprodukte eine große Rolle in der Ernährung. Sie enthalten viel Calcium, das für den Knochen-Aufbau und Erhalt wichtig ist. Gleichzeitig muss aber auf die Phosphatmenge in Lebensmitteln geachtet werden. Lebensmittel mit einem geringen Phosphatgehalt sind zu bevorzugen, denn Phosphat hemmt die Aufnahme von Calcium durch den Körper. Vor allem tierische Lebensmittel enhalten Phosphat.

Neben Gemüse und fettarmen Milchprodukten, sollte ergänzend 2-mal wöchentlich Fisch verzehrt werden. Patienten, die ihren Speiseplan entsprechend gestalten, nehmen deutlich weniger entzündungsfördernde Arachidonsäure zu sich. Sie ist eine vierfach ungesättigte Fettsäure in der Gruppe der Omega 6 Fettsäuren. Besonders hoch ist ihr Anteil in Schweineschmalz, Leber, Eigelb, Thunfisch, Leberwurst sowie in Schweinefleisch und fettreichen Milchprodukten. Pflanzliche Lebensmittel hingegen liefern keine Arachidonsäure. Weiterhin sollten Mayonnaise, Palmöl, Distelöl, Sonnenblumenöl von der Lebensmittelauswahl gestrichen werden – sie enthalten einen hohen Anteil an Linolsäure (Omega 6 Fettsäure). Omega 3 Fettsäuren sind dagegen förderlich für die Gesundheit, denn sie gelten als entzündungshemmend.  Diese sind reichlich in fetten Meeresfischen wie Thunfisch, Hering, Lachs, Sardine oder Makrele enhalten, aber auch in Walnüssen. Leinöl sowie Öle aus Hanf, Walnüssen und Raps sind empfehlenswert. http://gty.im/1040055002 Neben den Fettsäuren spielen jedoch auch Mikronährstoffe, insbesondere Antioxidantien eine große Rolle. Hiervon haben Rheumatiker einen höheren Bedarf als Gesunde, denn bei den ablaufenden Entzündungsprozessen in den Gelenken entstehen zwangsläufig freie Radikale im Körper. Daher muss auf eine optimale Zufuhr an Vitamin E, Vitamin C, Selen und Beta-Carotin geachtet werden.

Ernährunsgtipps

Im Vordergrund steht bei einer Ernährungsumstellung die Minderung der Entzündungsaktivität im Körper. Die nachstehende Auflistung ersetzt keine umfangreiche Ernährungsberatung durch entsprechend ausgebildete Fachkräfte. Erkrankte können sich jedoch daran orientieren.

  • Vollkornprodukte für die optimale Zufuhr von Ballaststoffen, wie Vollkornreis, Vollkornbrot- und Nudeln (keine Weißmehlprodukte)
  • Bitterstoffe wirken entzündungshemmend und sind in Kräutern, Salaten und Gemüse vorhanden (grüne Smoothies trinken, Chicorée, Löwenzahn, Ruccola etc)
  • Omega 3 Fettsäuren zu sich nehmen und Omega 6 Fettsäuren meiden (auf günstiges Verhältnis achten)
  • Kein fettes und rotes Fleisch, vor allem kein Schweinefleisch (wegen des hohen Gehalts an Arachidonsäure), wenig Eier (max 2 pro Woche, Achtung eifreie Nudeln verzehren), magere Geflügelsorten bevorzugen
  • In Maßen ist Alkohol, insbesondere Wein, erlaubt
  • Zu fettarmen Milchprodukten greifen: Quark, Joghurt, Milch – gut für die Kalzium und Eiweiß Zufuhr, beugt Osteoporose vor
  • Bei vorhandem Übergewicht, dieses reduzieren – entlastet zusätzlich die Gelenke
  • Supplementierung mit bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen erst nach Asprache mit dem behandelnden Arzt: Omega-3-Fettsäuren in Form von Fischöl-Kapseln, Vitamin D (durch die eingeschränkte Beweglichkeit, gehen Patienten zu wenig an die Luft/Sonne), Vitamin E.

Interessant: Studien haben gezeigt, dass Patienten rund 5,5 Gramm Fischöl pro Tag zu sich nehmen müssen, damit sich ihre Beschwerden bessern. Diese Dosis lässt sich mit einer ausgewogenen Ernährung kaum erreichen. Eine Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren in Kapselform kann daher für Menschen mit rheumatoider Arthritis sinnvoll sein. Symptome, Diagnosestellung und weitere Behandlungsmöglichkeiten der rheumatoiden Arthritis werden in dem Artikel Rheumatoide Arthritis – eine Autommunerkrankung detailliert beschrieben.

Ernährung bei Arthrose

Übergewicht ist ein erheblicher Risikofaktor: Jedes Kilo zu viel auf der Waage muss reduziert werden, denn das zusätzliche Gewicht lastet schwer auf den tragenden Gelenken von Füßen, Knien und Hüfte. Außerdem regt das übermäßige Bauchfett eine systemische Entzündung an, die auch den Knorpel schädigt. Was einmal an Knorpelmasse zerstört wurde, ist zwar für immer weg – jedoch kann mit einer aktiven Ernährungsumstellung dafür gesorgt werden, dass der restliche Knorpel gestärkt wird. Nährstoffe, die den Knorpel stärken sind beispielsweise Vitamin B6 (z.B. Apfel), Vitamin B und C (Spinat) und Selen (Brokkoli). Sie fungieren als Antioxidantien gegen freie Radikale, die während der Entzündung freigesetzt werden. Weitere wichtige Inhaltsstoffe, die entzündungshemmend wirken, sind Bitterstoffe, Flavanoide und Senföle. Auch die Farbstoffe aus Heidelbeeren und Orangen tragen zu einem besseren Gesundheitszustand bei.

Ernährungstipps

Empfehlenswerte Lebensmittel, die auf den Speiseplan gehören, da sie eine entzündungsmildernde Wirkung haben, sind zum Beispiel:

  • Hirse, Kartoffeln, Linsen, Haferflocken
  • Gemüse (Brokkoli, rote Paprika, Rettich, Tomaten, Spinat)
  • Omega 3 Fettsäuren für Knorpelzellen: Olivenöl, Walnussöl, Leinöl, Sesamöl, Distelöl oder Rapsöl, aber auch fetter Fisch und Nüsse
  • Grüner Tee wegen der Gerbstoffe
  • Fettfreie Milchprodukte und Milch
  • Bestimmte Kräuter wie Brennessel und Gewürze wie Kurkuma, Koriander, Kreuzkümmel und Muskat verbessern die Durchblutug der Gelenkschleimhaut.
  • Bitterstoffe aus Salaten, Obst und Gemüse sowie Antioxidantien hemmen die Entzündung
  • Die Inhaltsstoffe von Knoblauch (Allicin), Zwiebeln, Lauchgemüse entfalten nachweislich eine knorpelschützende Wirkung.

Nicht empfehlenswert sind dagegen:

  • Gesättigten Fettsäuren und gehärtete Fette (Chips, Süßigkeiten)
  • Käse, Wurst sowie fleischreiche Ernährung vermeiden (insbesondere auf Schweinefleisch verzichten)
  • Trockenobst
  • Alkohol
  • Weißmehlprodukte. Dafür auf Vollkornprodukte setzen.

Die Ernährung geht eins zu eins mit einer Bewegungstherapie einher. Ohne Bewegung kommen die Nährstoffe bei den Knorpeln nicht an. Gelenke müssen bewegt werden, damit die Gelenkflüssigkeit den Knorpel gut nähren kann. Trotz Beschwerden sollten Arthrose-Betroffene ihre Gelenke keinesfalls schonen. Mäßig sportliche Einheiten (gelenkschonende Sportarten: Schwimmen, Nordic Walking) oder gezielte Krankengymnastik beim Physiotherapeuten helfen die Beweglichkeit zu erhalten und dem weiteren Knorpelabbau entgegenzuwirken.

Ernährung bei Gicht

Purine aus der Nahrung erhöhen über den Stoffwechsel den Harnsäurespiegel im Blut, und Alkohol hemmt die Harnsäureausscheidung durch die Nieren. Gicht-Betroffene sollen zwar weiterhin purinarm essen – wenn möglich auf Innereien, Fleisch und Meeresfrüchte verzichten – und Alkohol – insbesondere Spiritusosen und (alkoholfreies) Bier strikt meiden. Gelegentlich ein Glas Wein ist in Ordnung. Bezüglich Purinen in Hülsenfrüchten und Gemüse hat sich die Lehrmeinung in den letzten Jahren geändert. Hülsenfrüchte, Spinat,  Spargel und Kohlgemüse sind schmackhaft und können ohne Bedenken verzehrt werden. US-Amerikanische Forscher haben nämlich herausgefunden, dass Purine in pflanzlichen Lebensmitteln einen positiven Einfluss auf den Harnsäurespiegel haben. Für Gicht-Betroffene gilt dieselbe Ernährungsempfehlung wie für alle Menschen: eine gesundene und ausgewogene Vollkost. Fruktose, nicht aus natürlichem Obst, sondern zugesetzte Fruktose in Getränken, Fertiggerichten und Süßigkeiten, steht jetzt im Fokus Gichtanfälle auszulösen. Wer eine eher kohlenhydratarme, aber eiweißreiche Ernährung – bevorzugt aus fettarmen Milchprodukten –  einhält sowie vermehrt auf ungesättigte Fettsäuren (insbesondere Omega 6) zurückgreift, hat gute Chancen, dass sich der Harnsäurespiegel im Blut reduziert.

Ernährungstipps

  • Purinreiche tierische Lebensmittel meiden (Fleisch, Innereien, Meeresfrüchte) aber auch Fisch wie Sardellen, Hering, Ölsardine
  • 2 Portionen Obst am Tag und viel Gemüse
  • Zu fettarmen Milchprodukten greifen, Eier sind purinarm
  • Vermeiden sollte man auch sehr üppige und schwer im Magen liegende Mahlzeiten, aber auch der komplette Verzicht auf Nahrung (Fasten), denn hierbei steigen die Harnsäurewerte rasant an
  • Fruktose und Fruktosesirup in Getränken, Lebensmitteln (wie Fruchtjoghurt oder Müsli) meiden
  • Mindestens zwei Liter Flüssigkeit am Tag trinken, Kaffee ist erlaubt
  • Biergenuss komplett stoppen, ab und zu lieber ein Glas Wein
  • Übergewicht langsam reduzieren – durch gesunde Ernährung und viel Bewegung
  • Körperliche Aktivität hilft den Harnsäurespiegel zu senken

 Die in diesem Artikel genannten Ernährungstipps ersetzen keine umfangreiche Ernährungsberatung durch entsprechend ausgebildete Fachkräfte. Sie dienen als eine erste Orientierung. Wer an einer rheumathischen Erkrankung leidet, sollte seine Ernährungsumstellung mit dem behandelnden Arzt besprechen.